Nigel Kennedy: Unzensiert! von Kennedy, Nigel

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247 mm x 165 mm x 31 mm

Seiten: 328

Nigel Kennedy veränderte Ende der 1980er Jahre mit seiner Interpretation von Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ die klassische Musik. Er war revolutionär: in seiner Interpretation und Präsentation, in seiner Technik und seiner aufgeschlossenen Haltung. Als geborener Grenzgänger und musikalischer Abenteurer überraschte Nigel Kennedy die Zuschauer – und brach Verkaufsrekorde – und wurde zum meistverkauften Geiger aller Zeiten.

Statt einer Einleitung beginnt Nigel sein Buch mit einer ironischen Warnung: Die Leser sollten sich vor seinem politisch unkorrekten Schreibstil und seiner unverblümten Kritik an der BBC, Plattenfirmen, der bayerischen Polizei und anderen „selbsternannten Machthabern“ in Acht nehmen. Damit legt er den Grundstein für eine wahrhaft originelle Autobiografie, die ebenso verspielt, unkonventionell und sorgfältig geschrieben ist wie seine Musik.

Das Buch ist wie eine musikalische Darbietung aufgebaut, wobei „Zwischenspiele“, „Outros“ und eine „Zugabe“ die regulären Kapitel trennen, die Nigels Lebensgeschichte behandeln, von seinen bescheidenen Anfängen und seinem Studium an der neu gegründeten Yehudi Menuhin School – und dann an der Juilliard School in New York – bis zu seiner blühenden Karriere und seinem Durchbruch als Superstar von Weltklasse.

„Interludes“ behandelt Themen wie Nigels beste und schlechteste Auftritte („Es mag seltsam erscheinen, dass schlechte Auftritte so viel besser im Gedächtnis bleiben als gute, aber ich schätze, das macht Sinn!“) bis hin zu Begegnungen mit Rockstars und der Polizei weltweit. Besonders witzig ist seine Anekdote über den Umgang der Londoner Metropolitan Police mit einer Lärmbeschwerde bei einer After-Show-All-Star-Jam-Session: „Diese Jungs (die Met) waren gut gelaunt, sie haben die Situation gemeistert und das Problem nicht eskalieren lassen, wenn es gar keines gab.“ 10/10.“

„Outros“ behandelt Nigels Gedanken zur klassischen Musik von heute – eine faszinierende Lektüre aus der Sicht eines Virtuosen – bis hin zum Brexit, wobei allein die Schreibweise des Wortes beim Leser kaum Zweifel darüber aufkommen lässt, auf welcher Seite der Autor steht.

„Encores“ ist ein umfassender Abschnitt über Nigels Aufnahmen, der seine frühen klassischen Werke, die „Four Seasons“ und spätere Alben umfasst. Er bietet Einblicke in seine Zusammenarbeit mit Rockmusikern wie Robert Plant, dem verstorbenen Schlagzeuger Michael Lee, Killing Joke-Sänger Jaz Coleman sowie den Produzenten Eddie Kramer (Jimmy Hendrix) und John Leckie (Stone Roses). Nigels Texte über Gershwin, Yehudi Menuhin, Stephan Grappelli („meine größte Inspiration“), Jimi Hendrix und die Doors sind fesselnd.

Nigel schreibt über seine Interessen abseits der Musik – Boxen und Fußball – die ihm Inspiration und Ausgleich für sein kreatives Schaffen bieten (über Aston Villa: „Für mich war es ein wahrer Segen, ein Ventil zu haben, bei dem ich von normalen, ehrlichen, hart arbeitenden Menschen umgeben war, die ‚richtige Jobs‘ machten“). Es gibt ein großartiges Kapitel über „Kitchen Golf“, eine nicht ganz ungefährliche Variante des Spiels, die er sich mit seinem engen Freund und Unruhestifter Gary Lineker während einer chaotischen nächtlichen Küchensession ausgedacht hat. „Ich habe mein ganzes Leben damit verbracht, Barrieren zwischen Menschen niederzureißen, und dieses Buch ist der Beweis dafür“, erklärt Nigel in seiner „Warnung“. Es ist ein Leitbild, das in „Uncensored“ mit Bravour bestätigt wird.